doppelte Moral

doppelte Moral
doppelte Moral,
 
eine Ethik, die zur Bewertung einer bestimmten Handlung zweierlei Maßstäbe ansetzt, ausgerichtet danach, von wem oder in welchem Lebensbereich die Handlung begangen wird, z. B. je nachdem ob eine Person als Künstler oder als Bürger auftritt, ob eine bestimmte Handlung durch einen Mann oder eine Frau verrichtet wird, ob sie in das Privatleben oder die angeblich rigoroseres Handeln zulassenden Bereiche der Wirtschaft oder der Politik fällt. Der Wechsel des Maßstabes wird mit dem Hinweis auf eine gewisse Eigengesetzlichkeit, die bestimmten Personengruppen oder Lebensbereichen zukomme, begründet. Das Motiv für eine doppelte Moral liegt jedoch offensichtlich darin, den Spielraum der Handlungsmöglichkeiten, der durch die allgemein herrschenden sittlichen Werte, Gebote und Verbote begrenzt wird, zu erweitern, um auch eine Durchsetzung außermoralischer Sonderinteressen als gerechtfertigt erscheinen zu lassen. - In der philosophischen Ethik ist die doppelte Moral nicht selten vertreten worden, z. B. für die Befreiung der »Staatsräson« von den Forderungen der Individualethik (z. B. N. Machiavelli). In der christlichen Ethik wird sie abgelehnt. In neuerer Zeit wird vielfach eine allgemein gültige Festlegung einzelner ethischer Normen vermieden und die Situationsbezogenheit sittlichen Handelns betont (Situationsethik). Im praktischen sittlichen Verhalten erscheint die doppelte Moral oft als Grenzmoral.

Universal-Lexikon. 2012.

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